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Über mich

Ich wurde in Neuseeland/Aotearoa als Sohn eines aus Südafrika eingewanderten Bauernpaars mit einer bunten Mischung aus englischen, irischen, französischen, deutschen und niederländischen Vorfahren geboren. Ich hatte das Glück, in der Nähe der Natur aufzuwachsen, in einer fast schmerzhaft grünen Landschaft unter einem wind- und regengereinigten, oft vom schillernden Schrägstrich eines fernen Regenbogens durchschnittenen Himmel.

Meine Eltern waren bodenständige, fleißige, ehrliche Menschen, aber gewiss keine Weinkenner*innen. Wie viele ihrer Landsleute spülten sie ihre sommerlichen Grillpartys mit einem Bag-in-Box Rotwein namens Velluto Rosso hinunter, einer ungeheuerlichen Fehlbezeichnung, die mit Sicherheit die Aufmerksamkeit der Werbeaufsichtsbehörde auf sich gezogen hätte, wenn sie nicht mit verführerischer und zugleich verwirrender List in eine Fremdsprache gegossen worden wäre.

Meine erste Leidenschaft für Wein entwickelte ich während meiner Zeit als mittelloser Student in Auckland, was auf unseren weit entfernten Inseln einem kosmopolitischen Zentrum am nächsten kommt. Um meinen Lebensunterhalt zu verdienen, kellnerte ich abends in einem schicken französischen Restaurant namens Bonaparte. Dort hatte sich eine bunt zusammengewürfelte Truppe europäischer Koch*innen und Kellner*innen, die vom Strom der Geschichte entwurzelt und durch verschiedene Wellen mehr oder weniger legaler Einwanderung an unseren wackeligen Ufern gelandet waren, daran gemacht, der einheimischen Bevölkerung nicht nur eine passable Imitation der kontinentalen Küche zu servieren, sondern auch echte vins français mit so romantischen Namen wie Crémant d’Alsace, Bordeaux Supérieur, Bourgogne Aligoté und Côtes du Roussillon.

Als postkolonialer Junge vom Lande war ich von allem, was diese Weine ausmachte, verzaubert: von ihrer önologischen Vielfalt, von ihren glamourösen Etiketten und vor allem von der mysteriösen Art, wie sie ihren fernen Ursprung zu vermitteln vermochten. Nicht, dass ich mich für sie als Ausdruck von etwas so Banalem wie ihrem geologischen terroir interessiert hätte: Für mich hatte diese Flaschenpost eher eine metonymische Qualität als verlockendes Fragment eines reicheren, ernsteren, sinnlicheren Lebens am weit entfernten Nabel der Welt.

Ihre Sirenenstimmen lockten mich nach London, wo ich als Sommelier in einem Michelin-Stern-Restaurant arbeitete. Dort wurde ich mit anderen Namen und Geschmäckern vertraut: Latour, La Tâche, Montrachet, d’Yquem. Ich habe die berauschende Atmosphäre der großstädtischen Weinhändler mit ihren extravaganten Katalogen und pompösen Verkostungen in den Bankettsälen der Gentlemen’s Clubs und Grand Hotels förmlich aufgesaugt.

Fasziniert vom Londoner Luxus, war ich versucht, mich in diesen tiefen, dunklen Ozean des Weins zu stürzen, um ein «Mitglied der Branche» zu werden. Doch dann erwachte in mir ein anderes Verlangen, das mich auf einen neuen Weg brachte. Ich verließ London, um Sprachen und Literatur zu studieren, eine verschlungene und äußerst lohnende Reise, die mich über Universitäten in England und Deutschland zu einem Doktortitel in Mediävistik an der Universität Cambridge führte.

Zurück auf dem Kontinent musste ich feststellen, dass bezahlte Arbeitsplätze in meinem Fachgebiet seltener waren als eine Flasche Romanée Conti 1945. Aber auch hier war mir das Glück hold, und ich entschied mich für eine Karriere als Dozent für Sprachen und Kultur an Fachhochschulen in den Niederlanden, Deutschland, Österreich und der Schweiz. Vor allem meine Lehrtätigkeit an Schweizer Wirtschaftshochschulen führte zu einer Auseinandersetzung mit dem Thema Nachhaltigkeit, einerseits als Versuch, ein wahrgenommenes Defizit in der allgemeinen didaktischen Praxis dieser Institutionen zumindest teilweise zu beheben, andererseits aber auch als Anliegen, das ich mit vielen meiner einzelnen Kolleg*innen und Student*innen teilte.

Inspiriert von diesen jungen und nicht mehr ganz so jungen Schwimmer*innen gegen den ideologischen Mainstream, gründete ich 2018 Wein Werte mit dem Ziel, meine Vorstellungen von nachhaltigem Weinbau vom Weinberg bis zur leeren Flasche umzusetzen und weiterzuentwickeln. Der Name ist mit Bedacht gewählt: mein Ziel als Unternehmer ist es, mein Unternehmen an den kulturellen Werten auszurichten, die ich mit Wein verbinde. Diese Werte sind Jahrtausende alt und wurzeln in der Überzeugung, dass das Wohlergehen der Erde, der Arbeiter*innen, die sie bewirtschaften, und der Menschen, die die Früchte ihrer Arbeit genießen, zutiefst miteinander verbunden sind. Doch wie der verschlungene Weg zum Ende des Regenbogens ist auch das Streben nach Nachhaltigkeit die sich ständig verändernde Verkörperung eines Ideals und niemals ein erreichtes Ziel. Auch ein werteorientiertes Unternehmen wie Wein Werte muss sich an grundlegenden Prinzipien orientieren, aber in der Umsetzung flexibel sein. Nur so kann es mit den Wendungen der Zeit fließen und dadurch gedeihen.

Auf diese Weise hat mich der Faden der Nachhaltigkeit mit einer neuen Anerkennung zum Ursprung meiner Reise zurückgeführt – zu einem tieferen Verständnis für den Wert des Produkts, dessen Anziehungskraft mich zuerst dazu brachte, das Land meiner Jugend zu verlassen, und zu einer stärkeren Verbindung mit der Erde, der wir alle entspringen, von der wir abhängen und zu dem wir letztendlich zurückkehren.

Dr. Craig Thorrold, Gründer und Inhaber von Wein Werte.

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