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Qualität

Was ist Qualität?
„Qualität“ ist das erste Wort in unserem Logo und ein zentrales Element unserer Philosophie. Was verstehen wir aber unter Qualität, und welche Rolle spielt sie bei den Aktivitäten unseres Unternehmens?

Gerald Weinberg, der berühmte Informatiker und Berater, beschrieb Qualität als “Wert für eine Person”. Weinbergs Formulierung verweist auf den grundlegend subjektiven Charakter von Qualität und ihre Abhängigkeit von persönlichen und kulturellen Werten. Qualität, so die Definition im Oxford English Dictionary, ergibt sich aus der „Übereinstimmung mit einem Standard der Exzellenz“, und Exzellenzstandards sind immer subjektive Konstrukte, selbst wenn sie in objektiven, quantitativen Termini ausgedrückt werden. Die Bezeichnungen „gut“, „schlecht“, „besser“ und „schlechter“ sind nicht von Natur aus gegeben, sondern werden in Abhängigkeit von spezifischen menschlichen Wahrnehmungen und Interessen spezifischen Phänomenen zugeordnet.

Diese Sichtweise ist für den Weinkonsum durchaus angemessen, denn erstens haben die Verbraucher*innen individuelle, subjektive Vorlieben und zweitens unterscheiden sie sich in ihrer physiologischen Beschaffenheit und damit in ihrer Fähigkeit, die sensorischen Elemente eines bestimmten Weins wahrzunehmen und zu unterscheiden. Mit anderen Worten, keine zwei Weintrinker*innen haben genau das gleiche Weinerlebnis, weil keine zwei Weintrinker*innen physiologisch oder psychologisch genau die gleichen Geschmacksrichtungen haben.

Qualität ist also dann gegeben, wenn Verbraucher*innen in einem bestimmten Wein den Ausdruck eines Wertes oder von Werten wahrnehmen, die sie selbst vertreten. Wenn beispielsweise ein bestimmtes Aroma geschätzt wird, sei es im Allgemeinen oder bei einer bestimmten Weinsorte, dann wird dieser Wert als Qualitätserlebnis in der Wahrnehmung dieses Aromas realisiert. Darüber hinaus – und dies ist sehr wichtig – schließt eine solche Definition von Weinqualität jede Hierarchie von Qualitätsmerkmalen außerhalb der individuellen Präferenzen der Verbraucher*innen aus. De gustibus non est disputandum, oder wie unsere amerikanischen Freund*innen sagen würden, „whatever floats your boat“.

Wir unterstützen den Vielfalt individueller Vorlieben vorbehaltlos und ermutigen alle unsere Kund*innen, die Weine zu trinken, die ihnen persönlich gefallen, und dies mit gleichgesinnten Freund*innen zu tun, wodurch eine spezifische Weinkultur entsteht, in der sich sensorische und soziale Genüsse verbinden. Wir glauben aber auch, dass es wichtig ist, Werte zu hinterfragen und bereit zu sein, sie durch den Prozess des Dialogs und der kritischen Reflexion zu verändern, da dies die Grundlage für die persönliche und kulturelle Entwicklung ist. In diesem Sinne und in der Hoffnung, mit unseren derzeitigen und potenziellen Kund*innen ins Gespräch zu kommen, möchten wir im Folgenden die Werte beschreiben, die unsere Verständnis der Weinkultur prägen, sowie die Qualitätskriterien, die sich daraus ableiten.

Qualität als Kultur
Der Begriff der Produktqualität kann in intrinsische und extrinsische Aspekte unterteilt werden. Die intrinsische Qualität bezieht sich auf die geschätzten inhärenten physischen Eigenschaften des Produkts selbst, z. B. die Frische eines Gemüses oder die Geschwindigkeit, mit der ein Computer eine Aufgabe bearbeiten kann. Extrinsische Qualität bezieht sich auf alles, was mit der Herstellung, dem Vertrieb, der Vermarktung und dem Verbrauch des Produkts zusammenhängt. Es handelt sich also um ein zumindest potenziell sehr weites Feld, das nicht nur Elemente umfasst, die mit dem Erwerb des Produkts zusammenhängen, wie z. B. Verpackung, Preis, Verkaufsservice, Ruf der Marke und der soziale Status, der mit dem Besitz und/oder dem Konsum verbunden ist, sondern auch Elemente der erweiterten Wertschöpfungskette des Produkts, wie z. B. sein ökologischer Fußabdruck und die sozialen Bedingungen, die mit seiner Herstellung und seinem Vertrieb verbunden sind. In der Praxis hängen die Anzahl und die relative Bedeutung der extrinsischen Qualitätsmerkmale jedoch davon ab, inwieweit diese Eigenschaften von Verbraucher*innen geschätzt werden. Sie tragen nicht zur Summe von intrinsischer und extrinsischer Qualität bei, wenn Verbraucher*innen sie nicht schätzten und ihnen daher keine Bedeutung beimessen. Diese Grenze, die in Bezug auf Gruppen gleichgesinnter Verbraucher*innen auch als die Grenze der mit dem Produkt verbundenen Konsumkultur beschrieben werden kann, umschreibt das, was als „Total Quality Experience“ der Verbraucher*innen bezeichnet wird, und es ist ein sehr wichtiges Konzept für Unternehmen, da ses auch den Bereich definiert, in dem sie ihren Kund*innen Wert liefern können.

Manche Verbraucher*innen legen nur Wert auf die unmittelbare persönliche Befriedigung, die ihnen ein Produkt verschafft, und die Produktwerbung betont nach wie vor hauptsächlich Qualitätserlebnisse, die für Verbraucher*innen unmittelbar relevant sind, nämlich die inhärenten Eigenschaften des Produkts, seine Verpackung, seinen Preis und/oder den ihnen verliehenen sozialen Status. Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass sich viele und immer mehr Verbraucher*innen zumindest bis zu einem gewissen Grad für die in Verbindung mit ihren Einkäufen stehende größere Wertschöpfungskette interessieren, und dass sie daran interessiert sind, Produkte zu kaufen, deren gesamtes Produktions- und Konsumnetzwerk von den Werten geprägt ist, mit denen sie sich identifizieren. Der Grund für dieses Interesse liegt auf der Hand – solche Produkte erhöhen die Total Quality Experience der Kund*innen und damit den Gesamtwert des Produkts.

Es stellt sich daher die Frage, warum das Marketing für Konsumgüter diesen umfassenderen Aspekt der Produktqualität bis vor kurzem weitgehend ignoriert hat, und die Antwort liegt ebenso auf der Hand: Die erweiterten Wertschöpfungsketten der meisten Konsumgüter sind nicht durch die breiteren Werte dieser Verbraucher*innen geprägt, und deshalb werben die Hersteller*innen auch nicht mit ihnen. In der Tat stellen die negativen Qualitätsmerkmale, die in diesen Ketten häufig vorkommen, eine Belastung für die Produzent*innen dar, so dass es in ihrem Interesse liegt, Marketingstrategien anzuwenden, die darauf abzielen, den so genannten Qualitätshorizont der Verbraucher*innen weitgehend auf die vier oben genannten Merkmale zu beschränken – intrinsische Qualität, Verpackung, Preis und/oder verliehener sozialer Status.

Auf diese Weise entwickelt sich eine Unternehmenskultur, die viele Verbraucher*innen von den Werten entfremdet, zu denen sie sich eigentlich bekennen, und sie damit nicht nur von der Geschichte der Produkte, die sie kaufen, sondern auch von ihrer eigenen persönlichen Integrität und damit von ihrem authentischen Selbst entfremdet. Es ist daher die Aufgabe von Unternehmen, die ihre Aktivitäten zu Recht in einem größeren sozialen und ökologischen Kontext sehen, eine andere Kultur aufzubauen, die nicht nur auf die intrinsische Qualität, sondern auch auf die Zusammenhänge zwischen dem gesamten Lebenszyklus des Produkts und den Grundwerten verantwortungsbewusster Verbraucher*innen ausgerichtet ist. Auf diese Weise hören Kund*innen auf, „Verbraucher*innen“ zu sein, und übernehmen stattdessen die Rolle eines Teilnehmenden an der gemeinschaftlichen Verwirklichung nicht nur von Produktqualität, sondern auch von Lebensqualität.

Um diese Kultur zu schaffen, müssen verantwortungsbewusste Unternehmen die Qualitätswahrnehmung ihrer Kund*innen vertiefen und vor allem ihren Qualitätshorizont erweitern. Dies geschieht, indem sie ihre Kund*innen über die intrinsischen und extrinsischen Qualitätsmerkmale informieren, die mit ihren Produkten verbunden sind und die die Werte ihrer Kund*innen zum Ausdruck bringen. Je weiter dieser Qualitätshorizont ausgedehnt wird, desto wahrscheinlicher ist es, dass Kund*innen Produkte schätzten und deshalb kaufen, die nicht nur eine hohe intrinsische Qualität aufweisen, sondern auch in eine Wertschöpfungskette eingebettet sind, die die grundlegenden Prinzipien und Überzeugungen der Kund*innen widerspiegelt.

Verantwortungsbewusste Unternehmen können durch ihre Kommunikationsaktivitäten ihre Kund*innen sogar dazu bewegen, ihre Werte zu ändern oder zu erweitern. Marketing Maßnahmen zielen oft darauf, bei Verbraucher*innen neue Wünsche zu wecken und dadurch mehr Produkte zu verkaufen. Ein verantwortungsbewusstes Einzelhandelsunternehmen kann dasselbe tun, allerdings auf eine ethischere Art und Weise, indem es den Kund*innen die Vorteile von Werten vor Augen führt, die sie zuvor nicht kannten oder sogar ablehnten, und die in den von dem Unternehmen verkauften Produkten verkörpert sind. Unser Ziel ist es, diesen Weg zu beschreiten, und die Herausforderung, der wir uns als verantwortungsbewusster Weinhändler stellen, besteht daher erstens darin, intrinsische Produktexzellenz mit extrinsischen Qualitätsanforderungen zu verbinden, zweitens diese Standards in der gesamten Wertschöpfungskette zu fördern und drittens die Total Quality Experience, die unsere Produkte bieten, aktuellen und potenziellen Kund*innen zu vermitteln.

Bei unserer Diskussion über Qualität müssen wir daher nicht nur über die Eigenschaften der Flüssigkeit in der Flasche nachdenken, sondern auch über ihren weiteren Kontext. Wir könnten sogar zu dem Schluss kommen, dass Letzteres noch wichtiger ist als Ersteres. Qualität ist also nicht losgelöst von den Themen ökologische Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit, sondern eng mit ihnen verbunden, und deshalb steht “Qualität” an erster Stelle unseres Firmenmottos. Wie der große Luigi Veronelli schrieb:

La qualità non è un insieme di regole e di gusti standardizzati, ma l’ottimizzazione delle relazioni produttive, sociali e ambientali che danno vita a un prodotto. Die Qualität eines Produkts ist Ausdruck der Qualität des Lebens und der Umgebung, in der es entsteht.

Qualität ist nicht eine Reihe von Regeln und standardisierten Geschmäckern, sondern vielmehr die Optimierung der wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Beziehungen, die einem Produkt Leben einhauchen. Die Qualität eines Produkts ist ein Ausdruck der Qualität des Lebens und der Umwelt, die es hervorbringt.

Veronellis Worte entsprechen unserer allgemeinen Philosophie der Qualität. Darüber hinaus interessierte sich Veronelli nicht nur für wirtschaftliche, soziale und ökologische Beziehungen, sondern auch für den sinnlichen Genuss. So bezeichnete er sich selbst als „uomo dato alla gola, e a tutti i piaceri sensuali e mondani“ („ein Mann, der der Kehle und allen sinnlichen und weltlichen Vergnügungen zugetan ist“). Wir schätzen auch den sensorischen Aspekt des Weins, nicht als eine Reihe von Regeln und standardisierten Geschmäckern, sondern vielmehr als eine gemeinsame hedonistische und ästhetische Erfahrung. Diese verschiedenen Aspekte der intrinsischen sowie extrinsischen Weinqualität werden in den folgenden Abschnitten ausführlicher beschrieben.

Intrinsische oder organoleptische Qualität von Wein
Weinqualität wird meist unter sensorischen Gesichtspunkten diskutiert, als Produkt der visuellen, olfaktorischen, geschmacklichen und taktilen Eigenschaften des Weins. Dies gilt sowohl für Verbraucher*innen, die dem Wein im Allgemeinen keinen hohen Wert beimessen, als auch für selbsternannte Weinliebhaber*innen und professionelle Weinautor*innen. Letztere werden oft unter dem Etikett „Weinfreaks“ zusammengefasst, man könnte sie aber auch als Angehörige einer elitären Weinkultur bezeichnen, wobei „elitär“ nicht unbedingt „besser“ bedeutet, sondern eher auf ein gewisses Maß an Erfahrung, Fachwissen und Einfluss auf den Ruf und damit den Preis einzelner Weine hinweist. Innerhalb der Eliteweinkultur, und das macht sie zu einer Kultur, gibt es einen breiten Konsens über die allgemeinen Attribute, die die sensorische (auch organoleptische genannte) Qualität ausmachen. Noch einmal: Dieser Konsens verleiht der Elite-Weinkultur keine absolute Überlegenheit und damit keine Rechtfertigung für Snobismus jeglicher Art. Dennoch führt die intensive Beschäftigung der Önophilen mit der Frage der Weinqualität zu einer Weinkultur, die weniger engagierten Verbraucher*innen interessante Einblicke in den Wert geben kann, den die intrinsischen Eigenschaften des Weins erzeugen können. Es lohnt sich daher für Weinkonsument*innen, sich mit dieser Kultur vertraut zu machen, auch wenn die meisten von ihnen letztlich entscheiden, dass sie keine weitere Zeit und kein Geld in diese Kultur investieren wollen. Im Folgenden werden daher in aller Kürze die für Önophile typischen Qualitätsmerkmale zusammengefasst, um eine allgemeine Orientierung über unser Verständnis von intrinsischer Qualität im Wein zu geben und unseren Kund*innen zu motivieren, diese Qualität in unserem Sortiment zu entdecken.

Qualitätswein muss in erster Linie frei von unerwünschten und möglicherweise verbotenen Verunreinigungen (wie z. B. giftigen Rückständen) sowie offensichtlichen Mängeln (wie z. B. eine übermäßige Oxidation) sein, die seine grundlegende Integrität beeinträchtigen. Ist diese Grundvoraussetzung erfüllt, wird der Wein im Allgemeinen aufgrund der Klarheit, der Annehmlichkeit, der Vielfalt und der Intensität seiner spezifischen Aromen, Geschmacksrichtungen und Texturen sowie aufgrund der Komplexität und Harmonie, die durch die Kombination dieser Elemente entstehen, geschätzt. In diesem Zusammenhang bezieht sich Klarheit auf den visuellen Aspekt des Weins, aber auch auf die eindeutige Unterscheidbarkeit oder „Definition“ seiner sensorischen Elemente, wenn er verkostet wird, während Annehmlichkeit den einfachen Sinn des Vergnügens hat, das Verkoster*innen empfinden, wenn der Wein „gut schmeckt“. Die Intensität bezieht sich auf die sensorische Kraft des Weins, einschließlich des Eindrucks in der Nase sowie am Gaumen und der Länge des Nachgeschmacks, während die Vielfalt die Anzahl der verschiedenen organoleptischen  umfasst, die der Wein bietet und die sich im Laufe der Entfaltung des Weins im Glas entwickeln. Sowohl bei der Intensität als auch bei der Vielfalt gilt jedoch, dass mehr nicht unbedingt besser ist. Önophile schätzen Weine, deren Intensität den Charakter ihres Geruchs- und Geschmacksprofils ergänzt, von eher ätherisch bis kräftig, und deren Aromenvielfalt ein komplexes, dynamisches und harmonisches Ganzes bildet. Qualitätswein zeichnet sich also vor allem durch eine gewisse ästhetische Einheitlichkeit aus, die ihn nicht nur zu einem Getränk, sondern auch zu einem Kunstwerk macht.

Es handelt sich daher um eine relativ bescheidene Reihe von Kriterien: Integrität, Klarheit, Annehmlichkeit, Vielfalt, Intensität, Komplexität und Harmonie. Diese Elemente können als primäre intrinsische Qualitätsmerkmale bezeichnet werden, da sie nicht von einem spezifischen Bezugspunkt außerhalb des Weins und der verkostenden Person abhängen. Anders ausgedrückt handelt es sich um Qualitätskriterien, die bei einer Blindverkostung angewandt werden können, ohne dass weitere Informationen, wie der Name der Rebsorte, zur Bestätigung des ihnen zugewiesenen Wertes erforderlich sind. Dies ist einer der Gründe, warum viele Önophile die Blindverkostung als Maßstab für die Beurteilung der intrinsischen Qualität betrachten, nach dem Motto „die braune Tüte lügt nicht“.

Das primäre Ziel einer Blindverkostung ist jedoch oft nicht die Bewertung der Qualität des Weins, sondern die Identifizierung der Rebsorte(n) und/oder des geografischen Ursprungs. Dieses Ziel wird durch ein sekundäres intrinsisches Qualitätskriterium, nämlich die Typizität, bestimmt. Die Typizität ist sekundär in dem Sinne, dass sie sich aus der Art des Weins ergibt, der einen Standard darstellt. Sie kann daher von Verkoster*innen in einer Blindverkostung erkannt werden, aber im Gegensatz zu primären intrinsischen Merkmalen erfordert sie zusätzliche Informationen, um validiert zu werden, und zwar den Namen der Art, zu der der Wein tatsächlich gehört. Viele Erzeuger*innen, Verbraucher*innen und Weinexpert*innen sowie Qualitätsklassifizierungen wie das europäische System der g.U. legen großen Wert auf die Typizität eines Weins in Bezug auf die Rebsorte(n), aus der/denen er hergestellt wird, und/oder in Bezug auf die wahrgenommenen weinbaulichen Qualitätstraditionen in der Region, in der er erzeugt wird.

Wenn man diesen Begriff der Typizität auf die geologischen, klimatischen und kulturellen Faktoren anwendet, die bei der Herstellung eines Weins zusammenwirken und die eine Region oder sogar eine einzelne Weinbergsparzelle auszeichnen, verwendet man den französischen Begriff Terroir. Terroir kann somit als die Typizität eines bestimmten Weinbaugebiets verstanden werden. Als Unterscheidungsmerkmal ist der Begriff Terroir ein wichtiges Marketinginstrument in der Elite-Weinkultur. In der Tat ist es wohl die wichtigste Triebfeder für die extremen Preisunterschiede zwischen den prestigeträchtigsten Weinen und denjenigen, die in der Hierarchie der Eliteweinkultur weiter unten angesiedelt sind, insbesondere in den Fällen, in denen Knappheit kein Thema ist, wie z. B. bei den Erstweinen aus Bordeaux. Bei diesem Verständnis von Terroir geht es jedoch weniger um spezifische Weinbaupraktiken, die relativ leicht kopiert werden können und somit einen begrenzten Wettbewerbsvorteil bieten, als vielmehr um die quasi mystische Identität, die einem bestimmten geografischen Gebiet, dem damit verbundenen Besitz (und insbesondere dem Château) und der ungebrochenen Tradition, sozusagen der Genealogie, der an diesem Ort erzeugten Weine zugeschrieben wird. Es handelt sich dabei um einen essentialistischen Begriff, der bestimmten Weinen eine grundlegende, feste Identität zuweist. Noch wichtiger ist jedoch, dass er die Grundlage für Preisunterschiede bildet, die nur durch die Bereitschaft der Verbraucher*innen sich buchstäblich in die Ideologie der Exklusivität einzukaufen, für die er steht, begrenzt werden.

Historisch gesehen kann das Konzept des Terroirs als die wesentliche, privilegierte Identität eines bestimmten Ortes als eine Überarbeitung des römischen Konzepts des genius loci, des unveränderlichen Geistes eines bestimmten Ortes, angesehen werden. Dies wiederum beeinflusst die offensichtlich relevantere mittelalterliche aristokratische Vorstellung vom Besitz einer Burg und der umliegenden Ländereien als Zeichen der göttlichen Anerkennung der wesentlichen Überlegenheit der Eigentümerfamilie und als Rechtfertigung der sozioökonomischen Privilegien dieser Familie in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Mit anderen Worten: Der transzendentale Begriff des Terroirs, der von der elitären Weinkultur propagiert wird, ist zutiefst reaktionär und wird dazu benutzt, Ungleichheiten auf dem Weinmarkt zu schaffen und zu rechtfertigen, was keine rationale Bewertung der primären intrinsischen Qualitätsunterschiede jemals tun könnte. Es ist daher wichtig, dieses Konzept kritisch zu reflektieren und zu fragen, ob es nicht andere, umfassendere Möglichkeiten gibt, das Phänomen zu verstehen, von dem es abgeleitet ist.

So könnte man beispielsweise argumentieren, dass das Interessanteste am Terroir die Art und Weise ist, wie es den Menschen und die natürliche Umwelt zu einem einzigen koevolutiven System verbindet, das die Dichotomie von Natur und Kultur auflöst und damit auch die Entfremdung des Menschen von der Biosphäre überwindet, aus der er hervorgegangen ist und von der er für sein weiteres Überleben abhängig ist. Diese integrative Vorstellung von Terroir räumt jedem Lebewesen, auch dem Menschen, seinen Platz in der Dynamik des planetarischen Ökosystems ein und beruht auf einer sehr alten Idee, nämlich der Notwendigkeit, demütig mit den sich wiederholenden Zyklen von Mutter Natur zusammenzuarbeiten, anstatt zu versuchen, sie zu überwinden und in eine lineare Bahn des vermeintlichen kulturellen Fortschritts zu verwandeln. Man könnte es daher als terroir paysan bezeichnen, im Gegensatz zum terroir aristocratique, das derzeit in der elitären Weinkultur vorherrscht, und es stellt ein wichtiges Element der Kultur der Verbundenheit dar, die wir zu fördern versuchen.

Eine noch radikalere Art, Terroir zu verstehen, besteht darin, eine zeitliche Skala einzuführen, die sich sowohl auf die kulturelle Tradition als auch auf das Klima bezieht. In Bezug auf die kulturelle Tradition wird durch die Anwendung einer zeitlichen Perspektive anerkannt, dass sich Traditionen über längere Zeiträume hinweg verändern, und Terroir somit keine grundlegende Stabilität besitzt. Das ist jedoch nichts Schlechtes, wenn wir unter Tradition nichts anderes verstehen als die Bewahrung einer erfolgreichen Innovation und die Weitergabe der lebendigen Flamme, statt die Anbetung toter Asche.

Der rasche Klimawandel und die damit verbundenen geologischen Veränderungen, die das Anthropozän mit sich bringt, haben eine ähnlich destabilisierende Wirkung auf den Begriff des Terroirs, allerdings ohne die positiven Konnotationen, die dem kulturellen Wandel zugeschrieben werden können. Dennoch könnte man argumentieren, dass die Schnelligkeit des Wandels im Anthropozän uns zwingt, uns mit der grundlegenden Wahrheit zu konfrontieren, dass alle physischen Phänomene, einschließlich der natürlichen Umwelt, letztlich veränderlich und vorübergehend sind. Diese Auflösung des Dauerhaften ist den Europäern mit ihrem Sinn für kulturelles Erbe ein Gräuel, obwohl es auch Gegenstimmen gibt, wie die von Goethe, der in der heraklitischen Tradition des panta rhei schreibt:

Gleich mit jedem Regengusse
Ändert sich dein holdes Tal
Ach, und in demselben Flusse
Schwimmst du nicht zum zweiten Mal.

Diese Perspektive ist jedoch integraler Bestandteil vieler östlicher Kulturen, einschließlich der japanischen, wo der pazifische Feuerrand ständig an die buchstäbliche Instabilität des Bodens erinnert, auf dem die lokale Bevölkerung steht. In dieser Hinsicht fördert das Anthropozän ein radikales, zeitlich begrenztes Verständnis von Terroir, bei dem der Wein nicht Ausdruck einer zugrunde liegenden, dauerhaften Identität ist, sondern einer momentanen Verbindung von Geologie, Klima, Kultur und natürlich Jahrgangsmerkmalen, die sich wiederum mit der Alterung und Reifung des Weins verändert. Alles fließt, wie der Wein, und dieser heraklitische Begriff des Terroirs ist daher vielleicht derjenige, der dem Wesen des Weins selbst am ehesten gerecht wird. Auf jeden Fall steht er im Gegensatz zum terroir aristocratique als Garant für Privilegien und als Ergänzung zum terroir paysan als unveränderliche zyklische Wiederholung einer gemeinsamen Kultur und Natur.

Die oben genannten acht intrinsischen Qualitätskriterien bieten einen Rahmen für die Bewertung bestimmter Weine zu einem bestimmten Zeitpunkt. Wein ist jedoch wie bereits mehrmals erwähnt ein sich ständig veränderndes Produkt, und viele der am höchsten geschätzten Weine werden nicht nur nach ihrer aktuellen Qualität beurteilt, sondern auch nach ihrer Fähigkeit, mit der Zeit noch besser zu werden. Dieses neunte Qualitätsmerkmal kann als potenzielle intrinsische Qualität beschrieben werden und wird als Alterungsfähigkeit bezeichnet. Die Alterungsfähigkeit wird von den Mitgliedern der elitären Weinkultur sehr geschätzt, weil alterungsfähige Weine eine zusätzliche Dimension von Komplexität und Harmonie erlangen, sobald sie gereift sind. Für viele Weinliebhaber*innen ist der Genuss eines hochwertigen reifen Weins daher der Höhepunkt der Weinkultur.

Unsere Qualitätsprinzipien
Wie die überwiegende Mehrheit der Weinhändler*innen schließen wir uns den meisten Elementen des Konsenses über die intrinsische Weinqualität an, der von der Elite der Weinkultur vermittelt wird. Wir sind bestrebt, Weine zu führen, die die Wertkriterien Integrität, Klarheit, Annehmlichkeit, Vielfalt, Intensität, Komplexität und Harmonie erfüllen. Bei den Fragen der Typizität, des Terroirs und der Alterungsfähigkeit gehen wir jedoch differenzierter vor.

Was die Typizität anbelangt, so erkennen wir den Wunsch vieler Verbraucher*innen nach der Gewissheit, dass ein Wein, der aus einer bestimmten Rebsorte und/oder aus einer bestimmten Region stammt, in Bezug auf die organoleptischen Eigenschaften des Produkts ihren Erwartungen entsprechen wird. Wir sind jedoch der Meinung, dass ein und dieselbe Rebsorte auch in ein und demselben Gebiet hervorragende Weine mit unterschiedlichen Stilrichtungen hervorbringen kann. Außerdem sind wir uns der Gefahr bewusst, dass die Nachfrage der Verbraucher*innen nach sensorischen Merkmalen, die als typisch für einen bestimmten Wein gelten, der Qualität eher schadet als nützt, zumindest was das Qualitätsverständnis der Önophilen betrifft. Winzer*innen und Verbraucher*innen, die diese Befürchtung teilen, verweisen oft auf das Beispiel des Sauvignon Blanc aus Sancerre, bei dem die Katzenpipi-Aromen, die von unterreifen Trauben stammen, tatsächlich zu einem begehrten Merkmal bei vielen Weintrinker*innen geworden sind. Wir sehen also die Typizität als ein wichtiges, aber letztlich untergeordnetes Qualitätsmerkmal.

Was das Terroir betrifft, so schätzen wir die Vielfalt, die sich aus den verschiedenen natürlichen und kulturellen Faktoren der Weinproduktion in den verschiedenen Regionen ergibt, und wir bezweifeln nicht, dass die Kombination dieser Faktoren eine starke Individualität in solchen Weinen hervorbringt. Darüber hinaus stellt die Einbeziehung kultureller Praktiken in das Konzept des Terroirs ein willkommenes und in der Tat äußerst wichtiges Korrektiv zur Dichotomie von Kultur und Natur dar, die das westliche Denken prägt und der uns in so vielen Formen und Zusammenhängen von Mutter Erde verwaist. Wir widersprechen jedoch der essenzialistischen Vorstellung, dass Terroir über Jahrgänge hinweg Ausdruck einer grundlegenden, dauerhaften Identität ist, sei es geologisch, klimatisch oder kulturell. Wein ist die Verkörperung des Wandels und der Veränderung, und es erscheint pervers, ihn als das Gegenteil zu betrachten – als Inkarnation eines transzendenten, unveränderlichen Wesens – so verlockend eine solche Vorstellung auch sein mag. Diese Kritik ist in der gegenwärtigen Zeit der raschen klimatischen Veränderungen, die durch das Anthropozän hervorgerufen werden, besonders relevant. Darüber hinaus dient die Vorstellung eines essentiellen und unveränderlichen Terroirs wohl vor allem dazu, bestimmten, sehr spezifischen geografischen Lagen einen monetären Wert beizumessen und so die enormen wirtschaftlichen Ungleichheiten in der Weinindustrie zu naturalisieren und damit zu perpetuieren. Wir bewahren uns daher eine gesunde Skepsis gegenüber dem Begriff des Terroirs und vor allem gegenüber der Verwendung seiner geografischen Komponente.

Die Lagerfähigkeit hingegen ist eine Eigenschaft, die wir sehr schätzen. Ein Wein, der erst nach 30 Jahren oder noch länger seine volle Reife erreicht, weist nicht nur eine einzigartige Komplexität und Harmonie auf, sondern ist auch ein ultimatives Slow-Food-Produkt. Als solches fördert er die Geduld, die Entschleunigung und die Wertschätzung der Tugenden des Alters – Eigenschaften, die unsere heutige Gesellschaft besser kultivieren sollte. Darüber hinaus gilt die Alterungsfähigkeit nicht nur für Weine, die nach vielen Jahren in der Flasche ihren Höhepunkt erreichen, sondern für alle Weine, die einen Reifungsprozess durchlaufen, auch wenn dieser relativ kurz ist. Dieser Prozess ist ein weiterer Ausdruck des fließenden Charakters des Weins und seiner Verbindung mit den natürlichen Zyklen. Allerdings haben immer weniger Weintrinker*innen Zugang zu Lagermöglichkeiten, die eine langfristige Reifung ermöglichen, und die Winzer*innen verstehen es immer besser, Weine zu produzieren, die ein langes Alterungspotenzial haben, aber auch in jungen Jahren köstlich sind. Die Alterungsfähigkeit ist also eine Eigenschaft, die zu bewundern und zu schätzen ist, aber sie ist keine unabdingbare Voraussetzung für einen Qualitätswein. Daher betrachten wir sie, wie die Typizität, als ein untergeordnetes Qualitätsmerkmal.

Die obige kurze Beschreibung der intrinsischen Qualität soll lediglich einen Eindruck von den Merkmalen vermitteln, auf die wir bei den von uns verkauften Weinen achten, und innerhalb eines bestimmten philosophischen Rahmens eine Grundlage sowohl für die Diskussion über die Freuden, die Wein bereiten kann, als auch für die Entwicklung persönlicher Vorlieben bieten. Glücklicherweise sind alle Weintrinker*innen unterschiedlich, und alle Verbraucher*innen haben das Recht auf persönliche organoleptische Vorlieben, wie bizarr sie anderen auch erscheinen mögen. Außerdem hat keine Person das Recht, auf eine andere herabzusehen, nur weil diese sich bestimmte Weine nicht leisten kann oder sich nicht genug für Wein interessiert, um ein Connaisseur zu werden. Ein weinseliger Banause investiert seine Zeit vielleicht lieber in die Lektüre von Shakespeare, Goethe oder Proust, in das Hören von Mozart, Tschaikowsky oder Bartok oder in das Studium der Gemälde von Michelangelo, Vermeer oder Picasso. Wer ist in diesem Fall der weniger kultivierte Mensch und wer ist eher in einer fetischisierenden oder gar süchtig machenden Bindung an ein Agrarprodukt gefangen? Snobismus hat also keinen Platz in der Weinkultur, die wir fördern. Im Gegenteil, wir betrachten den Wein als eine Möglichkeit, bereichernde Verbindungen zu schaffen, nicht nur über die Grenzen von Zeit, Ort und sozialen Gruppen hinweg, sondern auch zwischen dem Einzelnen und seinem besseren Selbst, wie der argentinische Schriftsteller Jorge Luís Borges am Ende seines Soneto del Vino vorschlägt:

Vino, enséñame el arte de ver mi propia historia
como si ésta ya fuera ceniza en la memoria.

Wein, lehre mich die Kunst, meine eigene Geschichte zu sehen
als wäre sie bereits Asche in meinem Gedächtnis.

Extrinsische Qualität beim Wein
Intrinsische Qualität ist also wichtig, aber sie stellt nur einen Teil der Total Quality Experience der Kund*innen dar. Der Rest wird von den extrinsischen Qualitätsmerkmalen geliefert. Wenn in der Weinbranche von extrinsischer Qualität die Rede ist, geht es in der Regel um Faktoren wie Flaschenverschluss, Verpackung, Preis, Knappheit, Ruf, Marketingkommunikation und die Servicequalität in der Verkaufsstelle, in der der Wein gekauft wird. Die Servicequalität ist natürlich für Weinhandelsunternehmen wie das unsere von großer Bedeutung. Exzellenter Service entsteht, wenn ein Unternehmen die Erwartungen seiner Kunden erfüllt und, wenn möglich, übertrifft, soweit diese mit den Werten des Unternehmens vereinbar sind. Dies erfordert eine sorgfältige Beachtung aller Serviceaktivitäten des Unternehmens, von der externen Kommunikation bis hin zur Gestaltung der physischen Serviceprozesse. Die Dienstleistungsqualität im Einzelhandel stellt jedoch nur ein Element einer Reihe von Prozessen und Artefakten dar, die an der Produktion, der Vermarktung und dem Konsum des Weins beteiligt sind und die über die Erzeugung der intrinsischen Qualität hinausgehen. Dieses gesamte Spektrum muss bei der Bewertung der Gesamtqualität eines Weins berücksichtigt werden. Wie bereits erwähnt, umfasst die extrinsische Qualität auch die ökologische und soziale Dimension der Wertschöpfungskette, und die folgenden Abschnitte konzentrieren sich auf diese Elemente.

Die intrinsische Qualität stellt ein Problem dar, wenn sie als Grundlage oder gar als einziger Ausdruck einer ganzen Weinkultur betrachtet wird. Leider ist dies genau die Tendenz, die viele Gatekeeper und prestigeträchtige Erzeuger*innen in der modernen Weinindustrie an den Tag legen. Sie erheben die intrinsische Qualität zu einem privilegierten oder sogar exklusiven Status und ordnen dabei die umfassendere Weinkultur und den noch größeren sozioökonomischen und ökologischen Kontext, in den sie eingebettet sind, unter oder ignorieren sie sogar. Die Eliteweinkultur weist somit Widersprüche und sogar Heucheleien in Bezug auf ihre erklärten Werte und die Praktiken, von denen ihre Existenz abhängt, auf. Diese Dissonanz tritt in vielen Formen auf. So schätzen Weinkritiker*innen beispielsweise die Langlebigkeit im Sinne der Alterungsfähigkeit, ignorieren aber weitgehend die fehlende ökologische Nachhaltigkeit (franz. durabilité), die die Weinbaupraktiken der meisten mehr oder auch weniger prestigeträchtigen Weingüter kennzeichnet. Die elitäre Weinkultur schätzt die Harmonie, profitiert aber gerne von der mangelnden Harmonie zwischen den sozialen Akteur*innen in der kapitalistischen Wirtschaft, in der einige wenige auf Kosten der vielen sehr reich werden und dann bereit und in der Lage sind, die enormen Gewinnspannen zu tolerieren, die die Eliteproduzent*innen auf ihre Produkte legen, um diese Ungleichgewichte auszunutzen. Professionelle Verkoster*innen loben die Produktvielfalt in der elitären Weinkultur, erheben aber nur selten ihre Stimme, um die soziale Vielfalt zu unterstützen, die in der von weißen Männern dominierten Weinindustrie schmerzlich vermisst wird, oder die biologische Vielfalt, von der der Weinbau, wie alle landwirtschaftlichen Praktiken, abhängt. Mit anderen Worten: Viele Önophile ignorieren die umfassenderen und grundlegenderen sozialen und ökologischen Aspekte der Werte, die sie vertreten, und opfern damit ihre eigene Integrität. Ein ethisch fundiertes Geschäftskonzept für jeden Weinhandelsunternehmen muss daher nicht nur die organoleptische Qualität der Weine in seinem Sortiment berücksichtigen, sondern auch ihre Beziehung zum sozioökonomischen und ökologischen Kontext, in dem sie produziert, vermarktet und konsumiert werden.

Neben dieser Grundphilosophie ist es wichtig, sich daran zu erinnern, dass der Wert nicht nur als Äquivalent zur Qualität definiert wird, sondern auch als Funktion der Qualität im Verhältnis zum extrinsischen Qualitätsfaktor des Preises. Dies ist das Verhältnis zwischen Qualität und Preis, auch bekannt als “value for money” oder, wie die Amerikaner*innen sagen, “bang for your buck”. Die Bedeutung dieser Definition ergibt sich aus der grundlegenden Tatsache der begrenzten Ressourcen, d. h., dass die Verbraucher*innen bei der Wahl eines Gutes auf ein anderes verzichten müssen. Das Qualitäts-Preis-Verhältnis ist also in erster Linie ein Instrument, das Käufer*innen hilft, den Wert ihres begrenzten verfügbaren Einkommens zu maximieren. Das Preis-Leistungs-Verhältnis, d. h. das Verhältnis zwischen der gesamten inneren und äußeren Qualität eines Produkts und seinem Preis, ist jedoch im breiteren Kontext ethischer und nachhaltiger Wirtschaftsmodelle mindestens ebenso wichtig, da ein höheres Verhältnis bedeutet, dass relativ gesehen mehr Ressourcen zur Verfügung stehen, um an anderer Stelle in der Wirtschaft Werte zu schaffen. Aus der Perspektive des eigennützigen homo oeconomicus wird dieser Wert in Form von erhöhtem persönlichem Konsum oder Ersparnissen ausgeschöpft, aber in einer breiteren Perspektive stellt er eine Möglichkeit dar, extrinsische Qualität zu produzieren, insbesondere durch sozial und/oder ökologisch wertvolle Arbeit. Umgekehrt stellt der Kauf eines Produkts mit einem niedrigeren Gesamtqualitäts-Preis-Verhältnis einen Opportunitätskostenfaktor dar, da diese Möglichkeit der Schaffung eines zusätzlichen Werts verloren geht oder zumindest verringert wird, je nach dem relativen Umfang der Ressourcen, die zur Herstellung der verglichenen Produkte erforderlich sind, und der wirtschaftlichen Verwendung der auf jedes Produkt angewandten Marge.

Dieses Problem kann als der Preis der Qualität bezeichnet werden. Qualität hat ihren Preis, wie wir alle wissen. Was die meisten Menschen jedoch nicht wissen, ist, dass dieser Preis nicht nur monetär, sondern auch ökologisch und sozial ist. Der ökologische Preis von Qualitätsverbesserungen lässt sich anhand des folgenden Beispiels veranschaulichen. Eine der gängigsten Qualitätsstrategien im Weinbau ist die Grünlese. Sie zielt darauf ab, die Erträge zu reduzieren, in der Hoffnung, Trauben mit höherer Saftkonzentration zu erzeugen, die wiederum eine bessere Weinqualität ergeben. Diese Praxis ist jedoch in der Regel mit Kosten für die Umwelt verbunden. Die Verringerung des Ertrags eines Weinbergs bedeutet, dass mehr Anbaufläche benötigt wird, um die gleiche Menge Wein zu erzeugen. Hätte man den Ertrag beibehalten, so hätte diese zusätzliche Fläche beispielsweise wieder verwildert werden können, wodurch die Artenvielfalt auf dem Weingut erhöht worden wäre. In diesem Fall opfert das Weingut die Umweltqualität für die organoleptische oder intrinsische Qualität seines Weins.

Man könnte argumentieren, dass die Ertragsreduzierung nicht nur eine Frage der Qualität, sondern auch des wirtschaftlichen Überlebens ist, da der Preis für einen mit einem höheren Ertrag erzeugten Wein nicht ausreichen würde, um dem Weingut einen angemessenen Gewinn zu verschaffen, während mit dem aus einem geringeren Ertrag resultierenden Wein höherer Qualität ein akzeptabler Gewinn erzielt werden kann. Diese Konstellation war zwar in den letzten Jahrzehnten europaweit einer der primären Qualitätstreiber, sollte aber nicht einfach als unausweichliche Überlebensvoraussetzung akzeptiert werden, und schon gar nicht als eine, deren Umsetzung nur finanzielle Kriterien berücksichtigen muss.

Winzer*innen, wie alle Erzeuger*innen, sollten daher über die ökologischen aber auch über die sozialen Auswirkungen der höheren Rentabilität nachdenken, die sich aus der Umstellung auf ein höherwertiges und teureres Produkt ergibt. Diese Neupositionierung setzt eine bestimmte Anzahl potenzieller Kund*innen voraus, die bereit und in der Lage sind, einen höheren Preis zu zahlen, was wiederum das Vorhandensein eines wirtschaftlichen Überschusses voraussetzt, der in dem verfügbaren Einkommen besteht, das diese Kund*innen bereit sind, für Wein auszugeben. Es stellt sich nun die Frage, wie ökologisch nachhaltig die Entstehung dieses ökonomischen Überschusses war und wie sozial gerecht seine Verteilung.

Überträgt man den ersten Teil dieser Frage auf die gegenwärtige weltwirtschaftliche Situation, so lautet die Antwort offensichtlich, dass die von der Weltwirtschaft erwirtschafteten Überschüsse, die die finanziellen Mittel für den globalen Weinmarkt liefern, nicht nachhaltig produziert werden. Aus einer umfassenden ökologischen Perspektive ist die Steigerung der Rentabilität durch Qualitätsverbesserungen also grundsätzlich problematisch, unabhängig von den spezifischen Umweltauswirkungen von Qualitätsverbesserungen im Weinberg.

Zu den sozialen Kosten der Qualität ist anzumerken, dass mit zunehmender wirtschaftlicher Ungleichheit der Anreiz für die Erzeuger*innen steigt, die wahrgenommene Qualität und damit die Gewinnspannen und letztlich die Gewinne weiter zu steigern. Einkommensunterschiede sind natürlich nicht per se etwas Schlechtes, aber die Akzeptanz eines bestimmten Niveaus von Ungleichheit muss immer wieder in Frage gestellt werden. Das Problem für Hersteller*innen hochwertiger Güter besteht darin, den Punkt zu erkennen, an dem das Unternehmen auf unfaire Weise auf Kosten anderer sozialen Akteur*innen profitiert. Betrachtet man die Entwicklung der Einkommensungleichheit in den letzten zwanzig Jahren in den Ländern mit großen Weinmärkten und vergleicht diese mit den Preissteigerungen bei edlen Weinen, so liegt der Schluss nahe, dass die Erzeuger*innen von Prestigeweinen wie Bordeaux, Burgund und Barolo genau dies getan haben. Darüber hinaus spiegelt der steigende Preisaufschlag für Eliteweine eine Verlagerung der Qualitätswahrnehmung von der wohl ohnehin zweitrangigen Dimension der intrinsischen Qualität auf den völlig entkoppelten Wert des sozialen Ansehens wider. Die in die Höhe geschossenen Preise für Spitzenweine aus Regionen wie Bordeaux, Burgund und Barolo spiegeln weder eine entsprechende Steigerung der intrinsischen Qualität im Verhältnis zu billigeren Produkten wider (tatsächlich hat sich die Kluft zwischen der intrinsischen Qualität der Spitzenweine und der darunter liegenden in den letzten zwanzig Jahren in vielerlei Hinsicht geschlossen), noch eine entsprechende Investition der berühmten Weingüter in ökologische und soziale Qualität. Diese Preissteigerungen sind vielmehr das Ergebnis des Aufstiegs einer globalen Wirtschaftselite, für die teure Weine vor allem Statusobjekte sind und damit nichts anderes als hohle Symbole der eigenen geistigen Leere. Darüber hinaus bedeutet die Zirkulation riesiger Geldmengen durch die Luxusgüterwirtschaft, dass in anderen Bereichen der Wirtschaft weniger Geld zur Verfügung steht, um greifbarere und sozial gerechtere Werte zu produzieren. Die Verfügbarkeit von immer exklusiveren Produkten erhöht den Anreiz für wohlhabende Weinkonsument*innen, das Einkommensungleichheit in der Wirtschaft weiter zu vergrößern. Auf diese Weise verstricken sich Qualität und sozioökonomische Ungleichgewichte in einen Teufelskreis; die Aufwärtsspirale von Gewinnen und elitärer Verbraucherzufriedenheit macht sowohl die Erzeuger*innen als auch die wohlhabenden Kund*innen blind für einen entsprechenden und von ihnen verursachten sozialen und auch ökologischen Abwärtsstrudel.

Damit soll nicht behauptet werden, dass Preiserhöhungen nicht auch eine Art von Mehrwert oder Qualität widerspiegeln, denn beide Begriffe beschreiben subjektive Wahrnehmungen und sind somit relativ zu den Interessen der Verbraucher*innen. Die eigentliche Frage lautet vielmehr: Welche grundlegenden Werte prägen das Qualitätserlebnis von Eliteweinen und damit ihren Preis, und inwieweit spiegeln diese Werte die der Gesellschaft als Ganzes oder gar die erklärten ethischen Grundsätze der Elitekonsument*innen wider? Die einfache Antwort lautet, dass der Markt für Eliteweine nicht in erster Linie von Unterschieden in der intrinsischen Qualität bestimmt wird, da die Preisunterschiede zwischen den begehrtesten Weinen und dem Rest in keinem Verhältnis zu einer vernünftigen Bewertung des organoleptischen Qualitätsunterschieds zwischen den beiden Produktgruppen stehen. Sie ist vielmehr von den Werten der Ausgrenzung, der Ungleichheit und der kurzfristigen Gewinnmaximierung für einige wenige auf Kosten der gesamten Gesellschaft und der Umwelt geprägt. Dies sind die spaltenden, zerstörerischen und unterdrückerischen Werte der Oligarchen und ihrer Handreicher, nicht die verantwortungsbewusster Weinproduzent*innen oder Einzelhändler*innen, und wir lehnen sie daher kategorisch ab. Wir stehen für die entgegengesetzten Werte der Integration, der Gleichheit und des langfristigen Nutzens für die ganze Gesellschaft als Grundlage einer Weinkultur, die Menschen miteinander und mit dem Planeten verbindet, gegenseitig bereichernde Netzwerke aufbaut und dadurch nicht nur das Qualitätserlebnis, sondern auch die Lebensqualität aller ihrer Mitglieder steigert.

Qualität ist also sowohl für Winzer*innen als auch für Wiederverkäufer*innen ein komplexes Thema. Eine höhere intrinsische Weinqualität und die daraus resultierenden höheren Preise sind nicht um jeden Preis anzustreben. Im Gegenteil, sie müssen höheren sozialen und ökologischen Werten untergeordnet werden, und deshalb ist „Quality“ nur das erste Wort in unserem Motto. Dennoch glauben wir, dass das Streben nach intrinsischer Qualität mit den grundlegenderen extrinsischen Qualitätsanforderungen der Nachhaltigkeit und der Gerechtigkeit sowie mit der wirtschaftlich kritischen Dimension des Qualitäts-Preis-Verhältnisses zufriedenstellend in Einklang gebracht werden kann. Gefragt sind Phantasie und Mut auf Seiten der Weinerzeuger*innen und der anderen Akteur*innen der Wertschöpfungskette. Eines der Hauptziele unseres Unternehmens ist es daher, Maßnahmen zu identifizieren und zu fördern, die diesem Anspruch gerecht werden, und die Fortschritte auf dem Weg zu diesen Zielen an unsere Stakeholder zu kommunizieren.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir der Meinung sind, dass sinnliche und ästhetische Genüsse und damit die organoleptischen Qualitäten des Weins nicht sozialen und ökologischen Grundsätzen gleichwertig sind, sondern sich diesen unterordnen müssen. Wir legen keinen Wert auf einen harmonischen Wein, bei dessen Herstellung oder Vermarktung die durch die soziale Gerechtigkeit gewährleistete gemeinschaftliche Harmonie untergraben wird, und wir legen auch keinen Wert auf einen komplexen Wein, der auf eine Weise hergestellt wird, die die Komplexität und Vielfalt der natürlichen Welt reduziert. Darüber hinaus erkennen wir an, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis im weiteren Sinne des Preises, der für die gesamte innere und äußere Qualität eines Produkts gezahlt wird, nicht nur ein Ausdruck der Rationalisierungstendenzen des homo oeconomicus ist, sondern auch eine Möglichkeit, Ressourcen, die sonst im Produkt gebunden wären, in die Produktion von Qualität, insbesondere von sozialer und ökologischer Qualität, an anderen Orten zu lenken. Deshalb suchen wir uns Erzeuger*innen, die sich nicht nur der intrinsischen Qualität verpflichtet fühlen, sondern auch Weine in einer Art und Weise herstellen und vermarkten, die höhere soziale und ökologische Werte zum Ausdruck bringt, und wir wählen unsere Geschäftspartner*innen in den weiteren Bereichen von Logistik, Finanzen, Marketing und IT so weit wie möglich nach der gleichen Grundphilosophie aus. Darüber hinaus ermutigen wir alle unsere Partner*innen und Kund*innen, suns auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft zu begleiten, indem wir ihnen unsere Philosophie vermitteln und sie in einen Dialog einbinden, der darauf abzielt, Verbesserungsmöglichkeiten für die Total Quality Experience der von uns bezogenen und verkauften Weine zu entdecken und zu nutzen. Auf diese Weise wollen wir die Pflicht erfüllen, die der chilenische Dichter Pablo Neruda in den letzten beiden Zeilen seiner Ode an den Wein beschreibt:

a recordar la tierra y sus deberes,
a propagar el cántico del fruto.

sich an die Erde und ihre Pflichten zu erinnern,
den Lobgesang der Frucht zu verbreiten.

Die Herausforderung, der wir uns als verantwortungsbewusster Weinhändler stellen, besteht daher darin, intrinsische, organoleptische Qualität mit extrinsischen Qualitätsansprüchen in den Bereichen Kundenservice, Preis-Leistungs-Verhältnis, sozialen Grundsätzen und Umweltverantwortung zu verbinden und diese Standards in der gesamten Wertschöpfungskette zu fördern. Wir sind davon überzeugt, dass diese Herausforderung nicht nur ein ethischer Imperativ ist, sondern auch eine gute Geschäftsidee, nicht zuletzt aufgrund des wachsenden sozialen und ökologischen Bewusstseins, das wir derzeit weltweit beobachten. Verbraucher*innen achten zunehmend nicht nur auf die eigentliche Produktqualität, sondern auch auf die sozialen und ökologischen Auswirkungen ihrer Kaufentscheidungen. Wir sind davon überzeugt, dass unser Geschäftskonzept von diesen Trends profitieren und unser Unternehmen auf diese Weise florieren kann.

Unser Engagement für die Qualität unserer Produkte und Dienstleistungen
Unser Engagement für ökologische und soziale Qualität wird in den separaten Abschnitten zu diesen Themen (Nachhaltigkeit und Fairness) dargelegt. Unser Engagement für die Qualität unserer Produkte und Dienstleistungen kommt in den folgenden Punkten zum Ausdruck:

1. Wir führen nur Weine von Erzeuger*innen, deren Philosophie der inneren Qualität mit unserer eigenen übereinstimmt.

2. Wir führen eine breite Palette von Weinen, um alle Geschmäcker zu befriedigen.

3. Wir legen besonderen Wert auf das Preis-Qualitäts-Verhältnis der von uns angebotenen Weine, zum einen, weil wir glauben, dass dieser Schwerpunkt den Ansprüchen der Mehrheit unserer Kund*innen entspricht, und zum anderen, weil ein höheres Preis-Qualitäts-Verhältnis die Produktion von mehr Qualität an anderer Stelle ermöglicht. Weitere Informationen zu unserer Preis- und Margenphilosophie finden Sie in der Rubrik “Fairness” auf dieser Website.

4. Wir ermutigen unsere Kund*innen, sich über Wein zu informieren und verschiedene Rebsorten und Stilrichtungen zu probieren, um ihre persönlichen Vorlieben zu entwickeln. Zu diesem Zweck bieten wir alle unsere Weine als Einzelflaschen an. Außerdem veranstalten wir Verkostungen, bei denen Expert*innen sowohl intrinsische als auch extrinsische Qualitätskriterien bewerten. Mittelfristig wollen wir ein großes Angebot an Verkostungssets mit Weinen in kleineren Formaten anbieten, um unseren Kund*innen noch mehr Möglichkeiten zu bieten, ihren Qualitätshorizont zu erweitern, und um die Möglichkeiten virtueller Verkostungen zu nutzen.

5. Wir bearbeiten die Bestellungen so schnell wie möglich und versenden sie voll versichert aus unseren temperaturgeregelten Lagern in zertifizierten Transportkisten. Wir riskieren jedoch nicht, die Qualität unserer Produkte zu gefährden, indem wir sie versenden, wenn die Umgebungstemperaturen an irgendeinem Punkt des Lieferweges über 28 Grad Celsius steigen könnten, es sei denn, der Kunde wünscht dies ausdrücklich.

6. Alle Online-Käufe von Kund*innen innerhalb der EU sind durch die EU-Verordnung für Online-Händler*innen geschützt, die eine 14-tägige Bedenkzeit vorsieht, innerhalb derer der Kunde entscheiden kann, ob er die Ware gegen volle Rückerstattung zurückgeben möchte. Wir unterstützen diese Regelung, auch weil sie es den Kund*innen ermöglicht, ungeöffnete Flaschen eines Weins, der nicht ihren persönlichen Qualitätserwartungen entspricht, zurückzugeben. Sie ist daher ein Schlüsselelement in unserer Qualitätssicherungsstrategie. Darüber hinaus dehnen wir diese Regelung auf alle Weine aus, die von Kund*innen in der Schweiz und in Liechtenstein bei unserer in der Schweiz registrierten Firma gekauft werden, denen wir eine Schweizer Rücksendeadresse anbieten. Wir verlangen lediglich, dass Kund*innen die Kosten für die Rücksendung übernimmt, wofür wir auf Anfrage preisgünstige Rücksendeetiketten anbieten. Wenn Kund*innen aus irgendeinem Grund einen Wein nach dieser Frist oder nach dem Öffnen zurückgeben oder eine Rückerstattung verlangen möchten, versuchen wir eine Lösung zu finden, die sowohl die Interessen der Kund*innen als auch unsere eigenen Interessen fair berücksichtigt.

7. Wir sind dem Prinzip der kontinuierlichen Qualitätsverbesserung verpflichtet und verstehen dieses Gebot so, dass es alle Aspekte der Total Quality Experience umfasst. Wir begrüßen daher sowohl Lob als auch Kritik von Lieferant*innen und Kund*innen und sind auf diese angewiesen. Kund*innen können uns ihr Feedback per E-Mail oder über unser Kontaktformular mitteilen. Wir betrachten diese Informationen als eine Quelle der Qualitätsverbesserung und bemühen uns um faire und zeitnahe Lösungen für alle Kundenbeschwerden.

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